Über das Stück
• Große Liebe
• Verletzter Stolz
• Identitätsverlust
Deutsch von Rainer Kersten
Medea hat sich ausgerechnet in den feindlichen Helden Jason verliebt. Mit den flotten Argonauten ist er aus Griechenland gekommen, um von ihrem Vater das Goldene Vlies einzufordern. Er will in der Fremde Heldenhaftes vollbringen, um zu Hause die Karriere anzukurbeln. Medea riskiert alles: sie besorgt Jason das Vlies und flieht mit ihm hinaus ins freie Leben. Doch Jasons Karrierekick bleibt aus, stattdessen führt er Medea ins Reihenhaus: Bürgerlichkeit statt Königsleben. Die Einheimischen beäugen die Migrantin misstrauisch, die Liebe verkommt zu einer abgeschlafften, zänkischen Ehe. Die Hochzeit mit einer Jüngeren soll Jason erlösen und die Karriere gleich mitliefern. Als Medea rebelliert, drohen ihr Abschiebung und Verlust der Kinder. Zurück nach Hause kann sie nicht mehr. So übermächtig Medeas Liebe für Jason war, so erbittert ist ihre Rache. Lanoye schafft mit seiner Medea-Version den Sprung in die Gegenwart, ohne die archaische Wucht der Vorlage preiszugeben.
Es geht um geplatzte Träume, große Liebe, den Verlust von kultureller Identität, verletzten Stolz und blutige Rache, – kurz um das heftigste Multi-Kulti-Liebespaar der europäischen Literatur.
Besetzung: ad libitum
Auch erhältlich als Buchausgabe.
Über den Autor:
1958 in Sint-Niklaas (Belgien) geboren. Studierte Niederlandistik, Anglistik und Soziologie an der Universität Gent. Bekannt geworden mit dem Kabarett „Jamboree“, prägt mit seinen Theaterstücken, Romanen und Gedichten, seinen Kolumnen, Kommentaren und Kurzgeschichten das kulturelle Leben. Erhielt zahllose Preise und Auszeichnungen, u.a. -als erster Belgier überhaupt- De Gouden Ganzenveer (»Die goldene Gänsefeder«) 2007, eine der wichtigsten literarischen Auszeichnungen der Niederlande.